Mittwoch, 31. Januar 2018

Frauenparität auf der Leinwand!


Törleß
aus Tagesspiegel.de, 31. 1. 2018

... Am Mittwoch stellten Filmfrauen wie Jasmin Tabatabai und Nina Kronjäger im Berliner Kino International den Zusammenschluss diverser ProQuote-Gruppen vor. ProQuote Regie wurde 2014 gegründet. Die Initiative hat sich in ProQuote Film umbenannt und vertritt unter dem Slogan „Neun Gewerke, eine Stimme, zehn Forderungen“ die Interessen von Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen, Produzentinnen, Kostüm- und Szenenbildnerinnen, Ton- und Kamerafrauen und eben Schauspielerinnen. ...

Die Statistiken, die Regisseurin und Aktivistin Barbara Rohm referiert, sind ernüchternd. Nur die Hälfte aller Filmhochschulabsolventinnen arbeiten später in ihrem Beruf. Von den 50 Millionen Euro, die der Deutsche Filmförderfonds 2016 bewilligte, gingen 82 Prozent an Produktionen von Männern. Von 2011 bis 2015 gingen die Regieaufträge von ARD und ZDF zu 83 Prozent an Männer. Auch wenn manche es immer noch für maßlos hielten, ironisiert Rohm die Geschlechterungleichheit, „wir Frauen stellen die Hälfte der Gesellschaft, also wollen wir auch die Hälfte – der Aufträge, der Fördergelder, der Rollen.“ Dem oft gehörten Argument, dass es bei Filmprojekten doch um die künstlerische Qualität gehen müsse und nicht um den Geschlechterproporz, entgegnet sie klar: „Wir gehen von einer Gleichverteilung des Talents bei Männern und Frauen aus.“ ...


Nota. - Das habe ich in der Kommentarspalte des Tagesspiegel folgendermaßen begleitet: 

"Das ist doch wieder nur eine reklamige Augenwischerei! Wie viele Frauen könnten denn von so einer Quote profitieren? Konsequent und für die ganze Gesellschaft relevant wäre es erst, wenn in jedem Film Frauen und Männer ebensolange auf der Leinwand erschienen. Am unteren Bildrand sollte das Zeitkonto mitlaufen." 

Und sagen Sie nicht, bei Kriegsepen sei das schwierig! Man* könnte ohne weiteres abwechselnd mit den Männern deren Frauen zeigen, wie sie auf ihre Heimkehr warten, oder in Wildwestfilmen etwa die Frauen, wie sie Ziegen melken. Und bei Mädchen in Uniform könnte man* parallel den Jungen Törleß laufen lassen. Möglichkeiten gibt es genug, woran es fehlt, ist lediglich die mentale Korrektheit.

(Im übrigen wäre darauf zu achten, dass an der Kasse immer gleichviel Eintrittskarten an Männer* wie an Frauen* verkauft werden.)
JE


Sonntag, 28. Januar 2018

"Es gibt Schauspielerinnen, die mit Produzenten schlafen, um eine Rolle zu bekommen."

Schauspielerin Nathalie Baye, 69, war mit Johnny Hallyday liiert. (Bild: Unifrance)
aus nzz.ch, 27. 1. 2018                                                Schauspielerin Nathalie Baye, 69, war mit Johnny Hallyday liiert.

... «Wenn das so weitergeht, getraut sich bald kein Mann mehr, einer Frau nachzuschauen, weil er befürchten muss, der Belästigung bezichtigt zu werden. Wir Frauen waren doch entzückt, als uns die Männer noch den Hof machten.»

Nathalie Baye gehört, wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot, zu jenen Schauspielerinnen, die monieren, die #MeToo-Bewegung gefährde die sexuellen Freiheiten, die ihre Generation erstritten hat. Insbesondere stört es sie, dass sich Frauen immer nur als Opfer sehen. «Es tut mir leid, aber es gibt auch viele Frauen, die Männer ausnutzen. Es gibt Schauspielerinnen, die mit Produzenten schlafen, um eine Rolle zu bekommen. In jeder Firma gibt es Frauen, die mit dem Patron ins Bett gehen, um einen kleinen Job zu erhalten.»

Sie findet auch, dass #MeToo den virilen Mann in Verruf bringt, und stört sich daran, dass viele Frauen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern negierten. Baye, die mit Johnny Hallyday liiert war, bekennt, dass sie ein Faible für Kerle hat: «Johnny hat seine Männlichkeit zur Schau gestellt, das gefiel mir, er war aber privat kein Macho.»

Die Schauspielerin redet Klartext, weil sie befürchtet, dass im Zuge der Affäre Weinstein die amerikanische Prüderie in Europa Einzug hält. Baye ist überzeugt, dass ein Täter wie Weinstein überhaupt nur so lange wüten konnte, weil in den USA Sexualität tabuisiert wird: «Die amerikanische Doppelmoral ist zum Kotzen. Alle haben Sex, aber man darf nicht darüber reden. In Frankreich wäre ein solcher Fall nicht lange unter dem Deckel geblieben, sondern in der Presse gelandet. In Amerika verhinderte der Puritanismus dies lange.»  ...


 

Samstag, 27. Januar 2018

Frauen sind zäher.


aus Die Presse, Wien,

Warum Frauen einfach zäher sind
Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, sie sind auch für extreme Situationen wie Hungersnöte besser gerüstet. Dann zählen gesellschaftliche Faktoren kaum, dann regiert die Biologie.



Frauen tragen Kinder aus, Frauen nähren sie, das zehrt, und die Mühen anderer Arbeit sind auch nicht gering. Und doch werden Frauen älter als Männer: Die sind, in Gesellschaften ohne moderne Medizin, schon bei der Geburt viel stärker bedroht. Und wenn einer den Beginn übersteht, ist heute im weltweiten Durchschnitt seine Lebenserwartung um etwa fünf Jahre geringer als die einer Frau – in Österreich: 84 vs 79 –, regional schwankt es stark, der Trend zeigt sich aber überall (außer in Gesellschaften, in denen neugeborene Mädchen durch Infantizid bedroht sind).

Warum das so ist, ist wenig klar: Liegt es an der Biologie, liegt es an der Gesellschaft bzw. der Lebensweise, und wie viel von der ist wieder biologisch grundiert? Das frühere Ableben von Männern wird oft mit ihrem riskanteren Lebensstil in Zusammenhang gebracht, und der kann von der Erziehung kommen, aber auch von der genetischen bzw. hormonellen Ausstattung. Wie soll man die Faktoren trennen? Einen Wink gaben schon Lebensgemeinschaften, in denen sich die – eher gesunden – Lebensweisen von Frauen und Männern nicht unterscheiden, in Klöstern. Aber auch dort werden die Schwestern älter als die Brüder.

Allerdings wird niemand in ein Kloster geboren, er kommt aus einer Sozialisation und bringt die mit. Aber auch die bricht zusammen, wenn alles zusammenbricht wie bei Masernepidemien 1846 und 1882 in Island, oder bei der Kartoffelfäule, die von 1845 bis 1849 die Bevölkerung Irlands um drei Millionen Menschen dezimierte. Die hatten zuvor in beiden Geschlechtern eine Lebenserwartung von 38 Jahren. Nun sank sie bei Frauen auf 22,4, bei Männern auf 18,7.

Differenz in Genen und Hormonen

Ganz ähnlich bei den Masernepidemien in Island: Die erste senkte die Lebenserwartung bei Männern von 35,35 auf 17,86 und bei Frauen von 40,81 auf 18,82, bei der zweiten ging es von 37,62 auf 16,76 bzw. von 43,99 auf 18,83. Noch einmal das gleiche Bild bot sich in der Ukraine 1933, als Stalins Verstaatlichung der Landwirtschaft Millionen den Tod brachte: Auch wenn es um das nackte Überleben geht, sind Frauen zäher. Nur ein Aspekt deutet in Gegenrichtung: In Island waren die Rückgänge bei den Frauen viel höher. Aber das sieht der Demograf James Vaupel (Odense), der diese und andere wohl dokumentierte Schrecken ausgewertet hat, als Produkt der Biologie: Auf Masern sind Frauen anfälliger. Bei vielen anderen Leiden ist es umgekehrt: Das weibliche Sexualhormon Östrogen stärkt das Immunsystem, das männliche Testosteron schwächt es, zudem kommen manche Leiden vom Geschlechtschromosom X, Männer haben nur eines, bei Frauen kann bei Schäden auf einem das zweite einspringen (Pnas 8. 1.): „Der Überlebensvorteil der Frauen ist fundamental von Biologie getragen“, schließt Vaupel.

Allerdings kann die von der Gesellschaft ausgehebelt werden: Bei Sklaven in Trinidad wurden die Männer älter, weil die Sklavenhalter an ihrer Arbeitskraft interessiert waren. Umgekehrt können weder Gesellschaft noch Natur helfen, wenn es zu arg kommt: Als freigelassene Sklaven aus den USA sich ab 1820 in Nigeria ansiedelten, starben in der fremden Umgebung 43 Prozent im ersten Jahr, die Lebenserwartung für Frauen sank auf 2,23 Jahre, die für Männer auf 1,68.

Freitag, 26. Januar 2018

Avenidas, políticamente corregidas.




mephistopheles
einst hatt ich einen wüsten traum
da sah ich einen gespaltnen baum,
der hatt ein ungeheures loch;
so schwarz es war, gefiel mir's doch.


die alte
ich biete meinen besten gruß
dem ritter mit dem pferdefuß!

halt er einen rechten pfropf bereit,
wenn er das schwarze loch nicht scheut.






Ich kann ohnehin nicht erkennen, was an dem Gomringer-Gedicht preiswürdig war.


Dienstag, 23. Januar 2018

Frauen fröstelt.


fitforfun
aus nzz.ch,

... Denn vielerorts läuft heute ein Feldzug gegen die «Gender-Stereotypisierung», bei dem jedweder Unterschied zwischen Trägern des Chromosomensatzes XX und solchen des Satzes XY negiert werden. Gelegentlich indes erinnert die Natur uns und die Political-Correctness-Gurus daran, dass im Bauplan des Menschen deutliche Unterschiede eingebaut sind – und das Wärmeempfinden gehört offensichtlich dazu. Natürlich gibt es auch innerhalb der Geschlechter eine Bandbreite der Temperaturwahrnehmung, aber generell besteht wenig Zweifel, dass Frauen schneller frieren als Männer; die bevorzugte Raumtemperatur liegt laut Studien für die Töchter der Venus bei 25 Grad, während die Söhne des Mars am liebsten rund 22 Grad in der Wohnung haben.

Die Gründe für diese bei Frauen erhöhte Sensibilität gegenüber Kälte sind vielfältig. Dem differenten Körperbau wird eine wesentliche Rolle zugeschrieben. So gilt die grössere Muskelmasse der Männer als wichtige Wärmequelle, da Muskeln selbst in Ruhe Wärme erzeugen. ... Über den Muskeln und einer individuell unterschiedlich ausgeprägten Fettschicht – diese wirkt isolierend, was für schlanke Menschen im Winter von Nachteil sein kann – liegt die Haut, das flächenmässig grösste Organ des Körpers. Männer sind im wahrsten Sinne des Wortes dickhäutiger; ihre Hautschicht ist um etwa 15 Prozent kräftiger als die der Frau, was dazu führt, dass bei der Frau die Thermorezeptoren eher «Alarm schlagen». Und dann spielen natürlich auch die Unterschiede bei den Hormonen eine Rolle. ...

Ein für unser Temperaturempfinden ganz entscheidendes Organ ist neben der Haut die Schilddrüse. Eine Unterfunktion, wie sie bei Frauen viermal häufiger vorkommt als bei Männern, lässt die Betroffenen schon bei Durchschnittstemperatu- ren leicht frieren. ...


Donnerstag, 18. Januar 2018

#Not me.

 
aus FAZ.NET, 18. 1. 2018

Die französische Schauspiel-Legende Brigitte Bardot hält die Debatte über sexuelle Belästigung im Filmgeschäft für übertrieben. Die Anschuldigungen der meisten Schauspielerinnen seien „scheinheilig und lächerlich“, sagte die 83-Jährige dem Magazin „Paris Match“. Viele Schauspielerinnen versuchten mit Produzenten zu flirten, um eine Rolle zu ergattern. „Und dann sagen sie, dass sie belästigt wurden, damit wir über sie reden“, sagte Bardot.

Sie selbst sei nie sexuell belästigt worden. Komplimente für ihr Aussehen habe sie immer genossen, betonte Bardot.

Sonntag, 14. Januar 2018

Cathérine Millet über die kleinen Unterschiede.



Aus einem Interview der heutigen FAZ mit Cathérine Millet, einer der Autorinnen von Die Freiheit, lästig zu sein:

...War die Debatte bisher zu einseitig? 

Ich glaube schon. Das Interessante ist doch, dass eines der Leitmotive der #MeeToo-Bewegung ist, den Frauen eine Stimme zu geben. Allerdings ist es eine seltsame Annahme, dass sich alle Frauen nur einstimmig äußern dürfen. Dagegen wollten wir angehen. Ich glaube, dass die Einseitigkeit der Darstellung angesichts der Ausmaße, die sie angenommen hat, sehr einschüchternd sein kann. Dass gerade junge Frauen sich bisher nicht getraut haben, zu sagen, dass sie es vielleicht nicht so dramatisch finden, wenn ein Mann sie blöd anmacht. ... 

Gut, dann sprechen wir doch von den Nuancen. Am Anfang Ihres Textes schreiben Sie: „Die Vergewaltigung ist ein Verbrechen, aber eine plumpe Anmache ist kein Delikt.“ Sind Sie wirklich der Ansicht, man mache da keinen Unter- schied? 

Ehrlich gesagt, ja. Vor ein paar Tagen hörte ich im Radio eine Feministin, die gegen unseren Text argumentierte. Und sie erklärte genau das: Man dürfe nicht mehr unterscheiden, man müsse einen Mann, der einem irgendwie lästig wird, sofort anzeigen. Ich finde das verrückt. Es gibt doch wohl sehr viele sehr unterschiedliche Formen des Lästig-Seins. Manche davon sind schlimm, viele sind es nicht. Die zu unterscheiden, die graduellen Nuancen nicht einfach zu verwischen, das scheint mir essentiell. 

Glauben Sie nicht, dass das jede Frau anders empfindet? 

Natürlich, aber gerade deshalb sollte man es doch jeder Frau überlassen, das für sich selbst zu entscheiden, selbst zu wissen, wo ihre Grenze liegt. Gerade deshalb, gerade weil jede Frau das anders empfindet, bin ich dagegen, dass man uns eine Moral von außen auferlegt. 

Sie sind also nicht gegen die #MeToo-Bewegung oder den #balancetonporc-Aufruf („Prangere dein Schwein an“), sondern gegen das, was Sie als Ausschweifungen der Bewegung bezeichnen? 

Na ja, sagen wir es so: Ich bin persönlich dagegen, dass man so ernste Angelegenheiten wie eine Vergewaltigung auf dem Marktplatz von heute, also im Netz verhandelt. Dass man Männer in den sozialen Netzwerken eines solchen Deliktes beschuldigt, sie öffentlich denunziert, bevor man sich an die Justiz gewandt hat – für mich ist das der Wilde Westen. Wir leben in zivilisierten Gesellschaften, wir haben Gesetze, die dazu da sind, uns zu schützen, stattdessen wählt man die öffentliche Anklagebank und rechnet vor den Augen aller mit diesem oder jenem ab. ...

Interview von Annabelle Hirsch

Mittwoch, 10. Januar 2018

Feminismus von vorgestern.

 
Cathérine Millet ist eine der fünf Verfasserinnen des Offenen Briefs, den Le Monde am Dienstag veröffentlicht hat. In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung erläutert sie in einem Interview ihren Standpunkt.

... Im Interview sagt Millet, sie sei davon überzeugt, dass sich der Staat möglichst wenig in die Beziehung zwischen Männern und Frauen einzumischen habe. "Wir genießen heute sexuelle Freiheit. Die beinhaltet Gesten und Signale, die unangenehm sein können."

Auf die Frage, ob sie mit ihrer Haltung nicht allen reaktionären und übergriffigen Machos argumentatives Futter liefern würde, antwortet Millet: "Ich kenne kaum reaktionäre Männer. Aber viele der Frauen, die sich zu Wort melden, hängen einem veralteten Feminismus an." Es sei völlig übertrieben, so die Autorin, heute noch von einer patriarchalischen Gesellschaft oder gar von einem Geschlechterkrieg zu sprechen. "Diese Feministinnen, die die Frauen als Beute in den Fängen der männlichen Raubtiere bezeichnen, arbeiten mit überkommenen Zerrbildern." Im SZ-Interview, das sie einen Tag nach Veröffentlichung ihres offenen Briefes gegeben hat, erklärt Millet außerdem, warum ihr die Anonymität der "Me Too"-Debatte suspekt ist. Und warum sie es problematisch findet, dass sich Opfer sexueller Übergriffe erst nach Jahren des Schweigens äußern.


Gegen die schrillen Prüden.


Auch in der Neuen Zürcher findet sich heute ein Kommentar zum Text der 100 Frauen um Cathérine Deneuve. Claudia Mäder schreibt:


... Anstatt zu starken Menschen machten sich die Frauen mit ihren Tweets zu genau jenen schutzbedürftigen Wesen, von denen sie sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts doch endlich emanzipiert hätten. Der Weg zur «Schlachtbank», auf der die Schweine zurzeit reihenweise landen, führt laut dem Gastbeitrag aber nicht nur zurück zu einem schwachen Frauenbild; er führt auch zu einer neuen Prüderie und «reaktionären», da regulier- ten Vorstellungen und Formen von Sexualität. Zweifellos treffen die hundert Frauen damit einen Punkt, der in den laufenden Diskussionen gerne ausgeblendet wird.

Überhaupt empfinden die Autorinnen das derzeitige Klima als nachgerade «totalitär»: Denunziationsfieber und öffentliche Schuldbekenntnisse gehören dazu, aber auch Säuberungswellen, sei es in Politgremien oder in Kunstmuseen, und Eingriffe in die künstlerische Freiheit. Ein solcher stand denn auch am Anfang der jetzigen Initiative: Die Autorin Sarah Chiche wurde von ihrer Verlegerin aufgefordert, ihre Frauenfiguren leidender zu gestalten. Anstatt den Text zu überarbeiten, setzte sie dann aber zusammen mit vier Mitstreiterinnen den Gast- beitrag für [Le Monde] auf. ...




Dienstag, 9. Januar 2018

"Klima einer totalitären Gesellschaft".

SZ-Magazin
aus Süddeutsche.de,
"Ungeschicktes Flirten ist kein Delikt"

  • In einem Gastbeitrag äußern sich etwa 100 Französinnen kritisch über das Ausmaß der #MeToo-Debatte.
  • Sie habe eine "Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen" ausgelöst, schüre Hass gegen Männer und arbeite gegen sexuelle Freiheit.
  • Zu den Unterzeichnerinnen zählt unter anderem die Schauspielerin Catherine Deneuve.

Etwa 100 prominente Frauen, darunter die Schauspielerin Catherine Deneuve, kritisieren in einem Artikel der französischen Zeitung Le Monde das Ausmaß der #MeToo-Debatte. Sie warnen vor einem "Klima einer totalitären Gesellschaft" und stellen sich gegen einen Feminismus, "der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt". 


In dem Text heißt es, dass die Unterzeichnerinnen die #MeToo-Debatte grundsätzlich begrüßen, die ein legitimes Bewusstsein für sexuelle Gewalt gegen Frauen geschaffen habe. Sie fordern jedoch "eine Freiheit, jemandem lästig zu werden ("une liberté d'importuner"), die für die sexuelle Freiheit unerlässlich ist". Weiter heißt es: "Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression."

#MeToo habe in der Presse und den sozialen Netzwerken eine "Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen" ausgelöst - die Beschuldigten seien auf eine Stufe mit sexuellen Aggressoren gestellt worden, ohne antworten oder sich verteidigen zu können. "Dieses Fieber, die 'Schweine' zur Schlachtbank zu führen (...), dient in Wahrheit den Interessen der Feinde sexueller Freiheit, der religiösen Extremisten, der schlimmsten Reaktionäre und derjenigen, die meinen (...), dass Frauen 'besondere' Wesen sind, Kinder mit Erwachsenengesicht, die nach Schutz verlangen."


Laut Le Monde wurde der Text unter anderem von der französischen Schriftstellerin Catherine Millet verfasst. Unterzeichnet haben ihn etwa 100 Frauen aus den Bereichen Kunst, Medien und Wissenschaft, darunter die Philosophin Jacqueline Lichtenstein und die Sängerin Ingrid Caven.


Nota. - Na, nu kreischt mal schön.
JE



Rose McGowan
aus Tagesspiegel, 9. 1. 2018, 18:35 Uhr

Nicht eingeladen zur Gala

„Me Too“-Aktivistinnen kritisieren Golden Globes

Die Schauspielerinnen Rose McGowan und Asia Argento brachten die "MeToo"-Kampagne ins Rollen. Jetzt fühlen sie sich vom Hollywood-Establishment ignoriert.

 
Nach den Protesten bei den Golden Globes gegen sexuelle Übergriffe in der Filmbranche haben zwei Wortführerinnen der Weinstein-Debatte Hollywood Verlogenheit vorgeworfen. Die Schauspielerinnen Rose McGowan und Asia Argento kritisierten, weder zur Preisverleihung eingeladen noch zur „Time’s Up“-Protestkampagne befragt worden zu sein. „Ich schätze, ich bin nicht mächtig oder Hollywood genug. Ich bin stolz, hinter den Kulissen zu arbeiten“, twitterte Argento. An die „Charmed“-Darstellerin McGowan gerichtet, schrieb Argento auf Twitter: „Niemand sollte vergessen, dass du die Erste warst, die das Schweigen brach.“

Wütend über Verlogenheit

Daraufhin antwortete McGowan: „Und nicht einer der originellen, schwarz tragenden Leute, die nun unsere Vergewaltigungen anerkennen, hätte sonst einen Finger krummgemacht. Ich habe keine Zeit für Hollywood-Verlogenheit.“ McGowan und Argento zählen zu den ersten Frauen, die über sexuelle Übergriffe des Filmproduzenten Harvey Weinstein berichtet haben. ...


Nota. -  Was, Herrschaften, ist die Wahrheit wert, wenn sie sich nicht auszahlt?
JE



Da kreischt es schon!


aus Tagesschau.de, Stand: 09.01.2018 20:54 Uhr

aus einem 

Kommentar von Barbara Kostolnik, ARD-Studio Paris
 
... 
Nicht Sexualität, sondern Macht  

Was die 100 Frauen komplett ignorieren, ist, dass es bei Kampagnen wie #metoo eben nicht um Sexualität, also um Anmache, Flirt oder Galanterie geht, sondern schlicht um Macht und den Missbrauch dieser Macht. Von Mächtigen - meist Männern - gegenüber Abhängigen, Ohnmächtigen - meist Frauen.

Stattdessen ergreift Deneuve Partei für die armen Männer, die Opfer von #metoo oder der französischen Entsprechung "balancetonporc" - "verpfeif dein Schwein" - geworden sind. So kann man lesen, dass diese Kampagnen vor allem Opfer erschaffen hätten: nämlich unter anderem jene Männer, die nun vor der Entlassung stünden, nur weil sie "ein Knie berührt oder versucht [hätten], einen Kuss zu stehlen" - gegen den Willen der Frauen, da es keine gegenseitige Anziehung gegeben hätte.

Der Denkfehler

Im Brief ist von Hexenjagd, grenzenlosen Säuberungswellen und Zensur die Rede. Diesen Feministinnen-Furor lehnen die 100 Frauen ab, da er ihrer Meinung nach Männer- und Sexualitätshass entspringt. Immerhin möchten Deneuve und ihre Mitunterzeichnerinnen ihre Töchter so erziehen, dass die ihr Leben ohne Schuldgefühle und ohne Einschüchterung leben können. Auf die Idee, dass man Söhne so erziehen könnte, dass sie Frauen besser behandeln, sind die Frauen um Madame Deneuve gar nicht erst gekommen.


Nota. - Wenn die Schwester eine mikroaggressive Meinung hat, wird sie schnell zur einer Madame, und das ist gleich ein anderes* Gender.
JE



Montag, 1. Januar 2018

Gerechte Sprache.



Wenn ich zu Barbara Hendricks sage: "Sie sehen aber gar nicht weiblich aus. Man könnte Sie für einen Mann* halten" - ist das dann sexistisch, oder ist das genderologisch korrekt?