Dienstag, 18. März 2014

Stress macht Männer egozentrischer.

aus scinexx

Stress macht Männer egozentrischer
Unter Druck reagieren die Geschlechter gegensätzlich

Stehen Männer unter Stress, dann denken sie nur noch an sich – sie werden egozentrisch. Bei Frauen ist genau das Gegenteil der Fall: Sie bauen unter Stress ihre empathischen Fähigkeiten aus und werden anderen gegenüber einfühlsamer. Dies zeigt das Experiment eines europäischen Forscherteams. Warum Männer und Frauen so unterschiedlich reagieren, ist allerdings noch nicht klar.

Mit stressigen Situationen sind wir nahezu jeden Tag konfrontiert. Aus psychosozialer Sicht haben wir im Prinzip zwei verschiedene Möglichkeiten, mit Stress umzugehen: Wir können das entweder mit uns selbst ausmachen und alles andere ausblenden, um uns vor Überlastung zu schützen. Oder aber wir holen uns Unterstützung von außen. Für welche dieser beiden Strategien sich Männer und Frauen entscheiden, haben Neuropsychologen nun untersucht.

Für die Forschung unter Stress gesetzt

In ihren Experimenten setzten die Forscher die Probanden - die Hälfte Männer, die anderen Hälfte Frauen - zunächst unter Stress: Sie mussten eine Rede vor Publikum halten oder arithmetische Aufgaben lösen. Dann folgten drei Tests, die Aufschluss über die Empathie der Teilnehmer liefern sollten.

Im ersten Test galt es, die Bewegungen einer anderen Person nachzuahmen. Im zweiten sollten die Teilnehmer anhand des Gesichtsausdrucks einschätzen, welche emotionale Stimmung eine Person gerade hat. Und im dritten Test ging es um die Fähigkeit, sich in das Denken eines anderen hineinzuversetzen: Die Probanden sollten eine Situation aus der Perspektive einer dritten Person beschreiben.

"Unsere Anfangs-Hypothese war, dass gestresste Personen dazu neigen, egozentrischer zu werden ", erklärt Claus Lamm von der Universität Wien. Denn eine auf sich selbst konzentrierte Haltung senkt die emotionale und kognitive Belastung. Dies müsste sich in den Tests darin zeigen, dass die Probanden weniger empathisch reagieren.

Männer werden egozentrisch, Frauen empathisch

Erstaunlicherweise gab es bei den Ergebnissen klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "Bei Stress verschlechterte sich das Abschneiden der Männer in allen drei Tests", berichtet Koautorin Giorgia Silani von der International School for Advanced Studies (SISSA) in Triest. Bei den Frauen war es dagegen umgekehrt: Sie lösten die Aufgaben unter Stress sogar besser als vorher.

Nach Ansicht der Forscher deutet dies darauf hin, dass Männer unter Stress egozentrischer werden, sich in sich zurückziehen und dadurch ihre Fähigkeit zur Empathie teilweise verlieren. Frauen dagegen werden noch zugewandter und empathischer. Ihre Reaktion fiel damit ganz anders aus, als von den Wissenschaftlern erwartet.

Psychische und physiologische Komponente

Warum Männer und Frauen so unterschiedlich mit Stress umgehen ist bislang noch nicht geklärt. "Aus psychosozialer Sicht könnten Frauen aus Erfahrung gelernt haben, dass sie mehr Hilfe von außen erfahren, wenn sie in der Lage sind besser mit ihren Mitmenschen zu interagieren", mutmaßt Silani. "Das bedeutet: Je mehr Frauen Stress ausgesetzt sind und Hilfe benötigen, umso mehr verfolgen sie soziale Strategien."

Aus physiologischer Sicht könnte der Unterschied in dem sogenannten Oxytocin-System begründet liegen, wie die Wissenschaftler vermuten. Oxytocin ist ein Hormon, dass unser Sozialverhalten beeinflusst und oft auch als Kuschelhormon gilt. Aus Voruntersuchungen ist bereits bekannt, dass Frauen unter Stress einen höheren Level an Oxytocin aufweisen als Männer. (Psychoneuroendocrinology, 2014; doi: 10.1016/j.psyneuen.2014.02.006 )

(Sissa Medialab, 18.03.2014 - KEL)


Nota.

Wieso das so ist? Na, da hab ich doch einen strengen Verdacht. Es wird wohl wiedermal an der Gattungsgeschichte liegen. 99,5% ihrer Geschichte lebte die Familie Homo als Jäger und Sammler, und da waren die Situationen, in denen Männer unter Stress gerieten, typischerweise mit Kampf Mann gegen Mann zu bereinigen; bei Frauen dagegen dagegen mit... na sagen wir mal: verbalem Austausch. Das wirkt nach.
JE 

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